Am 25.07.2022 sind wir mit unserer Klasse (11SozA) und dem Rest der Schule nach Dachau gefahren. Daran haben sich nicht nur die aktuellen und zukünftigen FOS Klassen, sondern auch einige künftige 13.Klässler beteiligt. Getroffen haben sich alle in der Früh an den zwei Bussen, die uns dort hinfahren sollten. Um ca. 08:20 Uhr sind dann alle anwesend, und die Busse fahren los.

Die Fahrt ist lange und die Schüler quatschen und tratschen aufgeregt, dann ruft einer „Da ist schon Dachau“, er zeigt auf ein Schild, welches auf die KZ-Gedenkstätte Dachau hinweist. Es sind nur noch wenige Minuten, bis wir da sind, sagt nun auch die Busfahrerin über eine Durchsage. Alle schauen aus dem Fenster, um zu sehen, was los ist. Nach zwei weiteren Kurven in einem bewaldeten Wohngebiet, dreht sich der Bus Richtung Parkplatz. Ausgeschildert ist der Parkplatz mit einem sehr großen, fast schon mauerartigen, grauen Schild. Der Bus parkt und die Schüler strömen heraus, alle wieder ein bisschen mehr aufgeregt auf das, was uns erwartet. Wir dürfen schon mal loslaufen, und verlassen den Parkplatz über eine Brücke, welche beidseitig üppig bepflanzt ist.

Begrüßt werden wir von der Gedenkstätte durch einen rechteckigen Betonbau, welcher in der Mitte von Betonsäulen kreuz und quer gestützt wird. Innerhalb der Säulen hat das Gebäude eine Glasfront, durch die man einen Buchladen, eine Informationstheke und die Kasse sehen kann. Auf dem Vorplatz des Gebäudes, zwischen hohen Bäumen und modernen Laternen, sammeln sich die Schüler klassenweise. Auch ohne die FOS ist hier sehr viel los, und viele Leute mit verschiedensten Ethnien und Sprachen wuseln hier herum. Jede Klasse bekommt einen Lehrer und einen Tourguide zugeteilt.

Unsere Klasse durfte mit Frau Götz ihren Ausflug erleben. Auch ein Tourguide, mit einem orangenen Schild um den Hals, gesellt sich zu uns. Er fängt an, von Dachau zu erzählen, und packt eine faltbare Karte aus, und beschreibt die geografischen Besonderheiten der Örtlichkeit. Er erklärt, dass sich das eigentliche Lager zu unserer Rechten befindet, gegenüber des Betongebäudes, und auf unserer Linken befindet sich ein ehemaliges SS-Gebäude, in welcher heute die Bayrische Polizei haust – und ausbildet. Er beschreibt, wie und wann das KZ gebaut wurde, und auch warum dies genau in Dachau geschehen ist. Die Infrastruktur dort war schon gegeben, da sich dort eine Kaserne befunden hatte. Er zeigt uns Schienen, auf welchen vor allem Material zum Bauen transportiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt sind wir noch außerhalb des richtigen Konzentrationslagers. Wir gehen auf das Tor zu, und er sagt wir sollen den Spruch am Tor aufmerksam lesen – „ARBEIT MACHT FREI“.

Dieser ist uns, wie vielen andere, schon vor unsere Reise bekannt gewesen, jedoch erfahren wir ganz neue Seiten zu dem Propagandasatz: Ein in Dachau gefangener Jude hat dieses Tor von Hand geschmiedet. Wir laufen immer wieder zu neuen Orten oder Gebäuden und an jeder Station bekommen wir viele und neue Informationen. Wir gehen zuerst hinter den nord-westlich ausgerichteten Teil des Wirtschaftsgebäudes. Dieser liegt nur wenige Meter hinter dem Eingangstor. Von hier aus laufen wir ca. 50m westlich und kommen zum sogenannten Bunkerhof. Dieser und der Bunker selbst war der Teil, wo besonders gefangene russische Soldaten, aber auch andere, ermordet wurden.

Hiernach besuchen wir das Badehaus im Wirtschaftsteil, sehen uns eine originale Häftlingskleidung an und danach den Prügelbock. Dann gehen wir wieder hinaus und bekommen weitere Informationen auf dem Appellplatz. Wir stehen für eine Viertelstunde in der Sonne. Allen ist heiß bei den 31 Grad im Sonnenschein, einige fächern sich Luft zu. Trotz der großen Hitze und des relativ langen Herumstehens werden wir wahrscheinlich nicht mal ein Bruchstück von dem erlebt haben, was die Gefangen hier bei Ihren stundenlangen Zähl- und Strafappellen durchmachen mussten. Danach geht es in die Baracke, in welcher man sowohl nachgebaute Betten, Tische und Spinde, als auch Hygiene-Einrichtungen besichtigen kann. In dem Aufenthaltsraum dürfen wir uns auf Tische setzen und uns wird erklärt, wie die Gefangenen hier gelebt haben und wie sie sich verhalten mussten. Auf die Frage, wo die Frauen in Dachau untergebracht waren, bzw. ob sie von den Männern separiert wurden, beharrt er darauf, dass Dachau – bis zum Ende – ein reines Männercamp war. Auf der Website der Gedenkstätte jedoch ist ein Foto „der weiblichen Häftlinge Dachaus bei einem Todesmarsch 1944“.

Wir verlassen die Baracke und steuern die breite Allee mit hohen Bäumen an, rechts und links nur wiederhergestellte Grundrisse alter Baracken. Wir laufen vorbei an den religiösen Gedenkstätten zum Graben am Zaun und der Wiese: die sogenannte „Neutrale-Zone“ oder, der englische und passendere Begriff, „No-mans-zone“. Jeder, der diese Wiese betrat, wurde erschossen: es bestand ein sofortiger Schießbefehl. Diesen Zaun hat keiner lebendig überquert. Es seien ungefähr 500 Fluchtversuche aufgezeichnet worden, jedoch kein einziger erfolgreich über diesen Weg. Wenn Gefangene flüchten konnten, so geschah dies meist über Arbeitskommandos im Freien, jedoch wissen wir nicht, ob und wie langfristig diese waren. Es führt, etwas links von der evangelischen Kirche, eine Brücke über den Graben und den Fluss dahinter. Wir laufen durch eine friedhofsartige Anlage; durch die Baumwipfel können wir den Schornstein des Krematoriums sehen. Rote Backsteine bilden diesen. Er steht in ca. der Mitte eines Hauses, welches nur eine Etage hat, die knapp über dem Erdboden liegt. Der Rest des Hauses ist auch aus roten Backsteinen mit betonartigen Treppen, welche zu den drei Türen hochführen. Neben dem Schornstein sind zwei Lüftungsschächte mit Schlitzen in Metallplatten. Wir stehen vor diesem Haus und sehen mehrere Inschriften auf Figuren und Platten um das Haus herum: „Den Toten zur Ehre, den Lebenden als Mahnung“ oder „Hier stand der Galgen“. Unser Tourguide erklärt, dass die Gaskammer, welche im Krematorium ist „nie für Morde verwendet wurde“. Laut der Website der Gedenkstätte wurden einzelne Morde von Kleingruppen im mit „Brausebad“ beschrifteten Raum begangen. Wir dürfen hineingehen, durch die Gänge dieses Gebäudes, von welchen in den späten Kriegsjahren keiner mehr zurückkam. Der Eingang ist auf der linken Seite. Man befindet sich erst im Warteraum. Eine Tafel an der Wand erklärt, dass die Opfer gebeten wurden, hier zu warten. Bei dem nächsten Raum handelt es sich um den Entkleidungsraum, in dem man Kleider ausziehen und liegen lassen sollte. Über der Tür zum nächsten Raum befindet sich eine unheimliche und verwitterte Beschriftung – „BRAUSEBAD“.

Die Tür steht offen. Die Gaskammer ist niedrig und eng. Boden und Wände sind mit ehemals roten, jedoch ausgebleichten, Fließen ausgelegt. In der Decke sind 12 pechschwarze Löcher eingelassen. Der Raum ist erdrückend, und keiner spricht hier beim Durchgehen ein Wort. Auf die Gaskammer folgt die erste Totenkammer, der Raum mit den Öfen und danach die Zweite Totenkammer.

Nachdem alle die Kammer verlassen und sich wieder gesammelt haben, beantwortet der Tourguide noch ein paar Fragen und wir machen uns auf den Weg zum Appellplatz. Am Appellplatz erklärt er uns noch, wie Dachau von den Amerikanern im Mai ´45 befreit wurde und, dass auch nach der Befreiung noch Hunderte an Krankheiten wie Typhus oder Fleckenfieber starben.

Ein Bericht  von Rhea Feneberg, 11SOZA