Rahmenthema „Das Böse“: Besuch der Forensischen Psychiatrie in Kaufbeuren.

Das Böse – ein Begriff, der bei vielen schreckliche Gestalten, grauenvolle Szenarien und das typische Bild eines Serienmörders ins Gedächtnis ruft. Doch was genau ist überhaupt böse, und wo verschwimmen die Grenzen zwischen gut und böse? Ist ein Mensch, der aufgrund einer psychischen Krankheit Straftaten vollzieht, gleich böse, und was passiert mit solchen Menschen?

Aufgrund dieser und vieler weiterer Fragen, die wir uns bezüglich unseres Rahmenthemas stellten, begaben wir uns am Dienstag, den 12. Juli 2017, in das Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren, welches auch eine Forensische Psychiatrie mit einem Maßregelvollzug beinhaltet. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass in der Forensischen Psychiatrie Menschen behandelt werden, die wegen einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung Straftaten verübt haben. Da diese aufgrund einer verminderten oder gar kompletten Schuldunfähigkeit gehandelt haben, werden sie zum Schutz vor der Öffentlichkeit und sich selbst in Krankenhäusern untergebracht und nicht in Justizvollzugsanstalten.

Nach dem eigenständig zurückgelegten Weg nach Kaufbeuren trafen wir uns also pünktlich um 9 Uhr vor der Pforte der Klinik und wurden von Herr Pranckevicius, einem Psychologen, der hauptsächlich mit an Schizophrenie Erkrankten arbeitet, abgeholt. Wir wurden über viele Bereiche der Arbeit in einer Forensischen Psychiatrie aufgeklärt, wobei man uns erklärte, dass es sich juristisch oft kompliziert darstellt und auch die medikamentöse Behandlung der Erkrankten oft schwer ist, da viele aufgrund des Krankheitsbildes nicht einsehen krank zu sein. Denn besonders bei Schizophreniekranken wird anhand der vorliegenden Symptome deutlich, wie verzerrt sie oft die Realität und daher auch den Grad ihrer Taten wahrnehmen. Auch die Gründe warum Menschen überhaupt krank werden, oder was die Risikofaktoren bei der Ausbildung einer solchen Krankheit sind, wurden uns erklärt und uns allen wurde bewusst, wie stark unsere mentale Gesundheit von einer Umwelt abhängig ist, über die wir oft keine Macht haben.

Zur Veranschaulichung sprachen wir einige Fallbeispiele durch, wobei bei jedem von uns gemischte Gefühle gegenüber den Tätern auftraten. Mitleid. Wut. Anspannung. Faszination. Diese Fälle führten zu vielen Fragen, von denen uns jede ausführlich und verständlich von Herrn Pranckevicius beantwortet wurde. Beispielsweise wie sich die Beziehungen zwischen den Betreuern und Patienten gestaltet, wie hoch die Resozialisierungsrate ist, die ungefähre Aufenthaltsdauer der Patienten, wie man mit den Straftaten der Patienten umgeht und was die Motivation für die Arbeit auf der Schizophreniestation für den Psychologen war.

Nachdem wir uns im Laufe des Vormittags während der Gesprächsrunde an das Thema angenähert hatten, begaben wir uns in den forensischen Teil der Klinik. Schon beim Versuch, das Gebäude zu betreten, wurde uns dann auch klar, wie viele gestalterische Ähnlichkeiten der Maßregelvollzug doch mit einem Gefängnis aufweist. Mehrere Sicherheitstüren später und nach einem Marsch in das oberste Stockwerk des Gebäudes fanden wir uns auf der Station für an Schizophrenie Erkrankte wieder, in der wir in zwei kleineren Gruppen und von Herrn Pranckevicius sowie einem Gesundheits- und Krankenpfleger durch die Station geführt wurden. Dabei stellten wir überrascht fest, dass auch einige der Patienten sich zu dem Zeitpunkt auf dem langen Korridor befanden, der als Ort zum Treffen und Sozialisieren für die Patienten dient, wie uns gesagt wurde, dachten wir doch die Patienten hätten Hemmungen, uns Besuchern zu begegnen. Beim Einblick in einige der Räume wurde jedoch manchen von uns unbehaglich, aus Sorge, ob wir den Patienten durch unsere Neugierde nicht das Gefühl vermitteln könnten, wir hielten sie für „Affen im Zoo“.

Zum Schluss trafen wir uns noch einmal im Konferenzsaal des Beginns, zusammen um letzte Fragen zu klären und uns von Herrn Pranckevicius zu verabschieden. Gegen 13 Uhr machten wir uns wieder eigenständig und voller anregender Gesprächsthemen wieder auf dem Heimweg.

Wir möchten uns hierbei noch einmal bei der Forensischen Abteilung des BKH und insbesondere bei Herr Pranckevicius herzlichst bedanken für die wirklich sehr interessante Gesprächsrunde, die Führung und die Geduld, die notwendig war, um all unsere Fragen so ausführlich wie möglich zu beantworten. Auch an Herrn Soutschka, Herrn Mutlu und Frau Kowoll einen großen Dank dafür, dass Sie uns die Möglichkeit boten, solch eine Erfahrung überhaupt machen zu dürfen.

Olga Bez, zukünftige 13. Klasse 2016-17